Sonntag, 15. Dezember 2013

Oh heilige Weihnachtszeit...



Mit dieser ueberaus besinnlichen Einkaufszentrumdekoration wuensche ich euch eine frohe Adventszeit.
Schaut ihr genauer hin koennt ihr in diesem Weihnachtsgarten ein Zebra grasen, einen Loewen bruellen und Affen herumklettern sehen. Bin ja fuer die Auslebung deiner Kreativitaet... aber da musste ich innerlich weinen. Und waehrenddem sagte ich meiner Gastschwester: "Please, just don't think THIS is christmas!"

Generell erlebe ich hier ein 'minim' anderes Weihnachten. 

Ich weiss fuer den groessten Teil der Welt sind das sowieso nur Maerchenvorstellungen, aber trotzdem brauchts bei mir die winterlichen Temperaturen, die Dunkelheit, die Winterjacken und Handschuhe und vielleicht ein Schaeumchen Schnee um grosse Weihnachtsgefuehle aufzubringen.

Kinderchen, lasst euch von mir sagen: Seid stolz auf all die Weihnachtstraditionen in der Schweiz. Ehrt die Rituale des Samichlaus, Schmutzli, Guzzibacken, Grittibaenzen, Adventskalender, Kirchenbesuche Adventsfenster, Weihnachtsmaerkte, Adventskraenze, Krippen Sternsinger und von mir aus sogar das Fondue Chinoise und jegliche in den Jahren selbst erworbene Traditionen. Mir wurde erst hier bewusst, dass da doch ziemlich viel Kultur hinter unserem 'Wiehnachtae' steckt. Bitte, bitte, liebe Leute, uebertuencht das alles nicht mit Konsumhungersaettigung, Aktionenjagt, Coca Cola Weihnachtsmann und Porno - Rentierverkleidungen.  Lasst euch nicht blenden von den Blinkelichtern. Ihr duerft die Klarsicht auf den eigentlichen Grund Weihnachtens nicht verlieren!

Warum wird mir das hier bewusst? Weil es scheint, dass jegliche Weihnachtstradition hier in Indien einfach von schlechten US amerikanischen Filmproduktionen abgeschaut wurde. 

Weihnachtsdeko gibts so ungefaehr in zwei Verkaufsstellen in der ganzen Stadt. Und dort findet man Made in China Plastikchristbaumschmuck und neon Lichter. Vielleicht sogar Weihnachtsmaenner in einem von Rentieren gezogenen Schlitten und glitzernde Schneeimitate. 
Das Wort Advent kennt man nicht. Somit fallen Adventskraenze und Adventskalender. Dafuer hab ich dieses Wochenende in einem Hotel ein riesiges 'Lebkuchenhaus' gesehen.
Eine indische Freundin hat sich Punch gemacht und 'Tatsaechlich Liebe' geschaut und das waren dann die hoechsten aller Weihnachtsgefuehle. 
In den Einkaufszentren gibts zumindest Weihnachtssale. Das hilft gigantisch.

Schoene Weihnachten, alle zusammen! Hurra

Da bin ich jetzt vielleicht doch zu streng mit den Indern. Immerhin dekorieren sogar Hindu Familien ihr Haus weihnachtlich. So stellt meine Gastfamilie jedes Jahr ein Plastikweihnachtsbaeumchen auf (Plastikweihnachtsbaeume find ich ja schrecklich, aber eben, nicht ueberall auf der Welt gibt's Tannenbaeume...). Es gibt doch auch Weihnachtsmaerkte, Weihnachtstheater und hab sogar schon von Sternsingen gehoert.

Obwohl ich das Europaeische Weihnachten vermisse, finde ich, Christen in Indien sollen ihre eigenen Weihnachtstraditionen entwickeln und lieber nicht probieren, unser Weihnachten zu kopieren. Es passt nicht an diesen Ort (Ich bin mir bewusst, dass diese Meinung nicht unbedingt fair ist. Ich zeige mit dem Finger auf die fehlende Weihnachtskultur und moechte trotzem nicht helfen. Aber Traditionen, die auf Dunkelheit und Kaelte basieren sind hier fehl am Platz!).

Die Entwicklung von Traditionen braucht jedoch Zeit. Und obwohl 'Wellen des Christentums' schon im ersten, spaeter im 15. und 18. Jahrhundert, wie auch waehrend der Britischen Zeit nach Indien kamen, sind nur 8.7 % der 'Chennaites/Madrasis' und 2.3 % der Inder insgesamt Christen. Also kuemmert sich der groesste Teil der Inder nicht so um Besinnung und das Erwarten der Geburt Jesu, sondern mehr um Kitsch (weil sie Kitsch liiieben), Einkaufen (weil sie shoppen liiieben) und einen Grund zum Feiern (weil sie Feste liiieben). American Christmas liefert genau das! ( Meiner Meinung nach sind die US Traditionen auch nicht gerade von Kultur am uebersprudeln, gerade aufgrund des jungen Alters der Nation.)


Trotzdem hab ich Glueck: Es gibt sicherlich Doerfer und Regionen in Indien, wo man nichteinmal weiss, was Weihnachten ist. Und dank 'aus der Schweiz importierten' Adventskalender, Guzzifoermli und einem selbstgebastelten Laternchen (danke, danke, danke Mami) kann ich meine geliebten Weihnachtstraditionen etwas hierherbringen.

Jetzt noch Diverses:




Mein Klassenzimmer! Auf diesem Bild erstaunlich sauber. Gewoehnungsbeduerftig fand ich, das die Klassenzimmer keine Tueren und sogar keine richtige Waende haben. Hilft enorm bei der Konzentration, wenn man jeglichen Tumult der Nachbarklasse mitbekommt, die gerade eine Freistunde hat. Man kann auch schoen eine Statistik ueber WC Besuche erstellen, weil man jeden Vorbeilaeufer sieht. Und bevorzugsweise die ganze Klasse seinen Namen ruft und ihm zuwinkt. Ich sags ja, Konzentration.


Werbung fuer Diwali- Feuerwerks - Verkauf. Ich muss euch unbedingt mal noch von Diwali erzaehlen, das hab ich bisher verpasst. Es ist immerhin das am weitesten verbreitete Fest in Indien. 
Hab noch eine Freudenbotschaft: Ich werde endlich etwas Hindi lernen! Lesen kann ich schon ein bisschen.

हिन्दी = Hindi
घर = Ghar = Haus
सोन्या = Sonya. So etwa das was am ehesten der Aussprache von Sonja entspricht. Sonja in Indien heisst eben 'Sondscha'.



Montag, 2. Dezember 2013

es "chueblet", es"schuettet", es "plaerrt", es "pisst".

Monsoon. Bisiwaetter.

Und ich mit einer Erkaeltung im Bett. Ausgeloest nicht nur durch die eisigen, Tiefwinter - 24 Grad, aber vorallem auch durch das kuenstlich hergestellte Mikroklima in Kinos, Autos, Schulzimmern und eigentlich ueberall, wo's geht. Ich bin immernoch der Meinung, dass das indische Voelklein einen verkrueppelten Sinn fuer Temperaturen hat. Raeume werden durch Air Conditioning und Ventilatoren 'angenehm kuehl' gehalten. Was meinen Koerper in konstants, leichtes Friehren versetzt. Warum, warum, warum muss man ein perfektes T-Shirt Wetter so skrupellos zerstoeren?
Einzige Erklaerung: Die Inder, das sind halt Heisse. chchm.

Ich geh mich dann mal mit einem Chai Tee aufwaermen...

...uuh, das tat gut!


Obwohl Krankheitserreger leichter in meinen Koerper kriechen koennen, liiiebe ich den Monsoon!
Grund 1: Schule faellt immer wieder aus, weil
Grund 2: Die Strassen in einem unbefahrbarenen nur ueberschwimmbaren Zustand sind (Was ich - obwohl dies das Leben unzaehliger Leute extrem erschwert - total abenteuerlich und faszinierend finde. Ich beobachte Toefflifahrer, die sich durchsichtige, enge Plasticksaecke ueber den Glatzkopf stuelpen. Total haesslich, amuesierend und ziemlich uneffizient gegen's nass Werden, da sie nicht einmal die Ohren verdecken... ach, das muesstet ihr sehen!). Dieser Strassenzustand kommt von
Grund 3: Unaufhoerlicher, prasselnder, heftiger, steiler, Regen. Den find ich einfach magisch. Und macht mich traeumerisch...

So sieht das Ganze aus:


Ich muss zugeben: Das Bild hab ich vom Internet geliehen. Meine eigene Kamera ist leider kaputtgegangen.


Samstag, 23. November 2013

YOGA und SCHNEE

Bin gerade von meiner ersten Yogastunde heimgekommen. Wer hätts gedacht; ich unbewegliches, unkoordinierten, verkrüppeltes Wesen mach doch tatsächlich Yoga!

Also, zuerst einmal zur Stunde: Desto einfacher die Übungen aussehen, desto schwieriger sind sie eigentlich. Ich war ziemlich froh, als ich mich während der Stunde umgeschaut habe und ich bei weitem nicht die einzige war, die bei irgendwelchen Shwikhashiksa und Rathisuka Posen Schwierigkeiten hatte.
Dann muss man noch wissen, dass es unzählige Yogaarten gibt. Die Yogaklasse, die ich besucht habe, ist eher sportlich und sehr aktiv. Wenig Meditieren und Schnaufübungen. Umso erstaunlicher wie sehr diese Yogastunde so anstrengend und so entspannend zugleich sein konnte.
Auf jedenfall fand ich's schön, meinen Körper mal wieder zu spüren, nach etwa 5 Monaten ohne Sport.

Und wisst ihr was? Am Montag gehe ich gleich wieder!


Äusserst strub finde ich, dass es bei euch schneit und ich währenddessen schwitzend unter Ventilatoren sitze. Geniesst den Anfang der Weihnachtszeit! Und sagt dem Samichlaus, dem Schmutzli, den Grittibänzen/Grättimänner, den Adventskränzen, den Weihnachtsfenstern, dem Punch, den Holzschnitzereinen an den Weihnachtsmärkten, den Handschuhen und Mützen, den gebratenen Marroni, den gebrannten Mandeln, den Lebkuchen, den Mandarinli und den blinkenden, den Wänden heraufkletternden Weihnachtsmännern einen Gruss.

Letzteres zusammen mit den Weihnachtsgewürzen muss ich nicht vermissen. Die Weihnachtsmänner weil ich sie grässlich finde und die Gewürze (Nelken, Zimt, Ingwer...) weil ich sie täglich in meinem Essen habe!

Dienstag, 19. November 2013

Schule - oder eben nicht Schule



Ja ich lebe also noch. Noch kein Fleischentzug - Ausschlag, noch nicht von einer Kuh uebertrampelt worden, noch kein (toedlicher) Herzinfakt aufgrund von Farbenueberdosis und meine Ohren funktionieren auch noch, trotz des allgegenwaertigen tuck tuck, brumm brumm und  whiiooo whiioo .

Auch mit 6 Kilo mehr lebt's sich gar nihct so schlecht. Trotzdem werde ich morgen meine erste Yoga Stunde haben und vielleicht wieder etwas fitter werden... vielleicht auch nicht ;)


Inside an Auto - Rickshaw



Nachtrag von Diwali - Diese Laempchen sind ueberall im Haus, auf den Treppen und bei Tuereingaengen platziert.



Ich werde heute ueber Schule - oder eben nicht Schule sprechen. Naemlich hatten wir in der letzten Zeit einige Veranstaltungen, die einige Schulstunden verrauchen liessen.

1. 'Orca' - Culturals

'Culturals' ist im Grunde ueberstetzt ein Kulturanlass. Schulen organisieren Tage,an denen sie andere Schulen einladen. Deligierte dieser Schulen kreuzen dann auf um an Wettbewerben teilzunehmen. Es gab Wettbewerbe wie 'Battle of the Bands', Zubereitung eines Gerichts, Hindernisparcour, eine Art Schatzsuche, Quiz usw.
Die Culturals von Lady Andal (meine Schule) haben nun einmal den Namen 'Orca'.
So werden also etwa 200 Schueler schoen beschaeftigt und unterhalten. Jedoch gehen dabei die Schueler der Gastgeberschule vergessen. Nur die 12 Klasse ist in der Planung und Ausfuehrung involviert. Der Rest (dazu gehoer ich) macht den ganzen Tag... nichts. Ausser an verschiedenen Essensstaenden Geld zu verprasseln und herumzusitzen. An den Wettbewerben teilnehmen kann man eben nicht...
Trotzdem genoss ich den lockeren Tag, denn das Essen von exotischem halb-Fastfood ist ja auch nicht so schlecht.


2. 'Battle on' - Debattierwettbewerb

Der naechste Anlass, der uns einige Schulstunden weggezaubert hat war 'Battle on'. Das Prozedere ist wie bei den Culturals, nur dass es halt nur um's Debattieren ging und nicht um Kochen, Spoerteln oder Singen. Ueber zwei Tage hinweg wurde Meisterschaftmaessig ueber Themen wie 'School Uniform', 'New Security spy sustem in India', 'Religious parties in the Government' usw. diskutiert oder auch heftiegeres. Ich bin ja ein Grosser Fan solcher Diskussionen und liebte es, im Publikum zu sitzen und mir Gedanken zu machen.


Wettbewerb ist ein grosser Bestandteil im indischen Leben. Es ist sehr wichtig, viele Preise zu haben um aus der ziemlich grossen) Masse herauszustechen.



3. 'Founder's Day'
Founder's day ist der Geburtstag des Gruenders der Schule und der Jahrestag zugleich. Jedes Jahr werden Eltern usw. eingeladen und die Schueler veranstalten ein Programm (Tanz, Theater...).

Und uebermorgen ist's soweit: Founder's day! Die aelteren Klassen fuehren eine ziemlich... moderne und ungewoehnliche Interpretation der Bibelgeschichte von Joseph auf. Die etwa eintuendige Produktion bestehst aus Singen und Tanzen und eigentlich keinem Schauspielern. Ich darf in einem eighties Discodance dabeisein.
Also die letzen drei Wochen ist viel Schulzeit fuer Proben draufgegangen. Und ich sage stolz: Die Auffuerhrung wird super! Ich bin es auch nach dem 43 mal nicht satt, das Musical zu sehen.


Also so sehr ich im akademischen Sinne kein Fan des indischen Schulsystems bin, gefallen mir diese vielen Spezialanlaesse.

Hoffentlich muesst ihr nicht zu lange warten, bis ihr wieder von mir hoert.
Wieder einmal meine AFS Gruppe, nach dem Streichen von Schulzimmern eines Weisenhauses. 

Bis gleich, ich geh dann mal performen.

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Lagebericht

Ich schreib diesen Eintrag, währenddem theatralische Stimmen in Hindi aus dem Fernsehen im Nebenzimmer zu mir dringen.

मी नहम सोन्या हे। भाग मिल्खा भाग। आईएम राइटिंग रैंडम स्टफ एंड होप नोबडी

Die Sprachen in Indien sind mystisch (Hindi), emotionsvoll (Gujarati) und einfach witzig (Tamil). Alles in allem faszinierend. Und da ichnur von Englisch und ansonstem einem birebitzeli von einem Gewurschtel dieser drei Sprachen umgeben bin, hab ich noch fast nichts an indischer Sprache gelernt. Vereinzelte Woerter kenne ich, aber nie genug, um einen echten Satz zu bilden. Hoffentlich aendert sich das bald, indem meine Schule mir Sprachunterricht organisieren kann. Mann darf ja nicht wie in der Schweiz erwarten, dass drei Monate genug Zeit ist zum Organisieren.

Klassenkameraden - wenn wir's schon von der Schule haben


Was ich langsam merke: Ich brauche wieder eine Aufgabe, was zu tun. Es war schoen, einfach mal und mit ziemlich wenig Stress vor mich hinzuleben. Doch bin ich von Natur aus eine, die gerne etwas ausgelastet ist. Deshalb nehme ich mir schwer vor, Yoga anzufangen und mich langsam ans Tamil oder Hindi lernen zu machen. Beides klappt nicht so gut im Selbststudium. Da ich mich Organisationstechnisch den Indern angepasst habe, packe ich das alles nicht im Nu an und fresse ( hab um die 5 Kilo zugenommen), philosophiere und schreibe Briefe an meine Lieben (Habt ihr noch keinen Brief von mir gekriegt, heisst das nicht, dass ihr nicht zu meinen LIeben gehoert)  Nebenbei lese ich 'eat. pray. love', was mich zum noch mehr Essen, noch mehr Philosophieren und noch mehr Brifeschreiben anregt. Und so fuellen sich die Tage auch.


Das erste mal Mendhi selber probiert...

Das Backen gibt es dann auch noch. Meine Gastschwester und ich haben uns vorgenommen 75 Rezepte umzusetzen. Auch wenn es uns vorkommt, dass wir jede freie Minute in der Kueche stehen, haben wir erst 19 Desserts verwirklicht.

Banoffee Pie

Mein Blogeintrag waere nicht komplett, wenn ich nicht von einer vergangenen oder bevorstehenden Festlichkeit berichten wuerde. Dieses mal handelt es sich um DIWALI - so etwa das groesste Fest im Sueden. Bei Diwali handelt es sich um das Fest der Lichter. Das ganze Haus wird mit stimmungsvollen Laempchen und Kerzen dekoriert und Feuerwerke werden abgelassen. Ausserdem schenken sich alle einander indische Suessigkeiten. Und sag ich alle, meine ich alle. Man bekommt Suessigkeiten vom fernsten Bekannten und Verwandten (und wenn die Schwester des Ehemannes deines Bruders Tochter immer noch deine eigene Tochter genannt wird, sind die fernsten Verwandten wirklich fern), bis das Haus von Leckereien, deren Namen ich nciht kenne, ueberquillt. Eine weitere Diwali - Tradition ist das Zusammenkommen um Karten/Poker zu spielen. Alle zwei Tage kommen also kleinere oder groessere Gruppen (von 8 zu 50 Leute) in unser Haus und es wird geschnaederet, Geld verloren und natuerlich gegessen. Das eigentliche Diwali findet dieses Wochenende statt.
Warum man dieses Fest eigentlich feiert, ist etwas schwerer zu erklaeren. Ganz viele verschiedene Ereignisse wie der Triumph des einen Gottes ueber einen Daemon, oder die Rueckkehr des anderen Gottes oder sogar die Geburt noch eines weiteren, haben zu Diwali beigetragen.


Nach nun mehr als drei Monaten in Indien (Rechnerisch einem Drittel des Austausches) beginne ich die Schweiz zu vermissen. Manchmal stärker, so dass ich mich frage, was ich eigentlich hier in Indien mache, und dann mal weniger stark und ich kann mich über mein Jahr hier einfach nur freuen.

Was ich zugeben muss: Ich vermisse Fleisch. Naja, Fleisch an sich fehlt mir nicht so fest, es sind eher all diese feinen Gerichte, die nun mal Fleisch beinhalten. Ich meine hallo, Spaghetti Bolognese, Nuedeli mit Rahmschnitzel, Omeletten mit Hackfleisch... 





Montag, 14. Oktober 2013

Rattern, Quatschen, Tanzen

Zuruek und schon wieder erholt vom 7- Taegigen Ahmedabadtrip. Ahmedabad liegt in Gujarat, im Norden Indiens.

Der Grund der Reise: AFS Ahmedabad Chapter laedt die Austauschschueler von ganz Indien nach Gujarat ein, damit wir die Kultur kennenlernen, mal reisen koennen, zusammenkommen und vorallem Navratri erleben koennen. Navratri ist das groesste Tanzfest der Welt. Man feiert den Sieg des Guten ueber das Boese. Mein Hintergrundbild zeigt uebrigns Navratri.

Dort hat's Kamele! Und zwar viele!


Da wir den groessten Teil (4 Tage) eigentlich im Zug verbracht haben, will ich darueber aber zuerst schreiben.

Zuege. Indische Zuege. In denen man 34 Stunden am Stueck verbringt.

Hygienemaessig darf man natuerlich nicht allzuviel erwarten. Die Sitze/Betten und die Laken sind groesstenteils sauber. Alles andere ist einfach schmuddelig. Sogar die Klo's sind in Ordnung wenn man Glueck hat oder einfach nicht so genau hinschaut. Nach 1.5 Tagen umgeben von eingetrockneten Sossenfelcken, Spinnweben und staubueberdeckten, braun gewordenen Kaugummis sehnt man sich trotzdem nur noch nach einer Dusche.
Das sewrvieret Essen war nicht gut. MIt Tee konnte man sich jedoch hinwegtroesten.
All zwei Sekunden verkaufte jemand Tee, indem er sich "Chai, Chai, Masala Chai" rufend durch die Gaenge quetschte. NIcht nur Tee wurde so angeboten sondern auch Nuesse, Plastikspielzeug, Indian's best Samosas (die ganz und gar nicht 'Indian's best' waren), Kaffee oder Bananen. Bei unserem Abteil blieben sie immer ein paar Sekunden laenger haengen mit dem geschockten Blick "Oh Guete, auslaendische Jugendliche!" im Gesicht.
Irgendwann hoerte man die sich wiederholenden Kaufschreie und das Rattern des Zuges nicht mehr.


4-er Abteil

Die Tueren sind nie geschlossen...

Die Zeit im Zug verbrachten wir (die 5 Austauschschueler aus Chennai) vorallem mit Filmen. Und mit friehren. Wir waren naemlich im Air Condition Wagon - was ja gut waere, wenn nicht die meisten indischen Maenner total keinen Sinn fuer Temperaturen haetten und 18 Grad Raumtemperatur verlangen wuerden.

Wir hatten bei der Hinfahrt und der Rueckfahrt zwei verschiedene Zugtypen. Beim ersten gab es 4-er Abteile auf der einen Seite (2 unten 2 oben) und 2-er (1 unten 1 oben, laengsweg) auf der anderen. Beim zweiten Zug waren's nicht mehr 4-er Abteile, sondern 6-er ( drei Etagen, das heisst nicht genug Platz um aufrecht zu sitzen).
Bei der Hinfahrt hab ich leider den bloedsten Platz im ganzen Zug verwuetscht: Das obere Bett an der Seite, direkt vor der Wagontuere. Air Condition direkt auf mich gerichtet. Die Tuere von naechtlichen Klogaengern immer wieder quitschend aufgestossen. Zusammengequetscht. Und da der Vorhnang kaputt war und ich direkt auf Augenhoehe lag auch immer wieder angestarrt.
Zum Glueck war die Nacht kurz - um 6 Uhr morgens begann das Traellern von 'Chai Chai, Masala Chai' wieder.

Das waren aber auch die einzigen Strapazen der ganzen Woche! Die war naemlich einfach toll!


In Ahmedabad wurden wir in neue Gastfamilien untergebracht. Bei meiner Familie handelte es sich um ein 60-jaehriges Ehepaar mit einem etwa 30-jaehrigen Sohn mit Ehefrau und ihrem 2-jaehrigen Kind.

Sie waren alle zusammen suess. Das englisch des Ehepaars hielt sich in Grenzen und so auch mein Gujarat. Trotzdem schafften wir es zu kommunizieren und verbrachten eine gute Zeit zusammen.

Am ersten Abend zeigten sie mir den Kankaria Lake in Ahmedabad. Ich staunte: Er war wirklich sauber, gut unterhalten, farbige Lichter, ueberall waren Mistkuebel (Die gibts sonst nicht...) und Baenke und Treppen am Wasser, die mich an Basel und den Rhein erinnerten. Eine friedliche Stimmung.

Der Grund fuer dieses Naherholungsgebiet inmitten der Stadt: Die 'City Cooperation' und der Minister der oertlichen Regierung tut etwas! Ahmedabad ist ein Vorbild fuer ganz Indien.


Kankria Lake at night
Am naechsten Morgen war ich wieder mit meinen Gasteltern unterwegs...


Warum diese Foto? schaut mal genau hin. Menschenleer! Keine einzige Seele! Sauber! Kein einziges Papierchen! An das war ich echt nicht mehr gewoehnt...





Freude! Den Arsch hab ich gerade noch verwuetscht



Altstatt, krumm, zusammengewuerfelt und schnusig
Irgendwann war dann Nachmittag und endlich lernten wir 50 Austauschschueler uns kennen. Die meisten kamen von Italien, USA und Deutschland aber es gab auch viele Einzelgaenger wie ich, die als einzige ihres Landes nach Indien kamen.
Wir quatschten unbegrenzt und lernten Garba. 

Garba ist einer der Taenzarten fuer Navratri. Man formt einen Kreis und alle machen die gleichen Schritte. So bewegt man sich klatschend und schnoerkelnd und drehend im Kreis. Je nach Schritt oder Schnelligkeit variert auch die Schwierigkeit. 
Schnell wurden wir angesteckt und wirbelten lachend auf dem Grasfeld herum. 

Am Abend galt es aber ernst: Traditionell dressed-up  gingen wir als Fraktion von Austauschschuelern und freiwilligen zu einem echten Garba ( Auf riesigen, abgesperrten Gebieten mit Live Musik, Buehne, Lichtern, Ehrengaesten usw.). Das war ein Ding! Schnell lief uns der Schweiss den Ruecken hinunter in unseren schweren Kleidern, denn wir tanzten wie verrueckt gewordene! Garba versetzt dich schon fast wie in eine Trance.
Wir wurden gefilmt und fotografiert und auf die Buehne eingeladen. Alle hatten Freude und Auslaender so mitmachen zu sehen.

Ich jedoch hab die Kamera nicht gezueckt - war zu beschaeftigt ;)


Nach 5 Stunden Schlaf gabs eine Sight seeing tour mit AFS. Ehrlich gesagt: Wieder redeten wir mehr, als dass wir uns die Orte angesehen haben.




Abstecher bei Gandhiji's Ashram, in dem er 30 Jahre lang gelebt und philosophiert hat.

Wunderschoene Architektur um einen Wassergraben. Gebaut fuer die Reisenden und Pilgern um Rast zu haben, Essen zu kochen und die Wasservorraete aufzufrischen. Die Zysterne konnte 1500 Leute fuer einen ganzen Monat mit frischem, sauberem Wasser versorgen!

 


Dieser Abend (Sowie auch den naechsten) feierten wir wieder Navratri bis spaet in die Nacht! Wir kamen sogar im lokalen Fernsehen.


Mit Enkel und Navratrikleid


So sieht's etwa aus. 


Nocheinmal ein entschuldigung, ich haette von Navratri viel mehr Bilder machen sollen, denn es ist ein Fest fuer die Augen! Aber seid ihr interessiert, Googelt doch einfach mal...


Der Block feiert Navratri zusammen und versammelt sich vor dem extra aufgestellten und dekorierten Altar.




AFS exchange students


Mittwoch, 2. Oktober 2013

Los geht's!

Mich und Ahmedabad trennen 1891 km. Diese sollen jetzt durch 32 Stunden im Zug überwunden werden!

Freu mich schon jetzt, euch von meinen Erlebnissen in Gujarat zu erzählen.

Aber ab ins Zügli jetzt!

Sonntag, 29. September 2013

mal anderswo

Sodeli, heute endlich mal wieder ein Bericht mit etwas mehr Text!

In den letzten Tagen durfte ich noch einmal ein ganz anderes Indien erleben. Ein Indien das sich vielleicht so von Chennai unterscheidet, wie sich vielleicht Portugal von Lettland unterscheidet. Irgendwie so.

Vier Tage verbrachte ich mit meinen Gasteltern, meiner Schwester und zwei Familienfreunden in Orissa. Orissa ist ein Staat an der Nordostkueste Indiens. Ein Ort mit ueberdekorierten Trucks, wunderschoenen (sauberen!) Sandstraenden und faszinierenden, antiken Hindutempeln. Ein Ort in dem keine Frau T-shirts oder Jeans traegt und es viel weniger Autos, dafuer aber viel mehr Fahrraeder gibt. Ich sah das laendliche Indien!

Und diese Modelle sind noch bescheiden!


Nach einem 'Domestic flight' in dem ich absolut die einzige nicht-Inderin war, gings schon ins Mietauto mit Chauffeur dazu. Einen Chauffeur zu haben finde ich nicht mehr ganz so sonderlich. Man muss verstehen, dass Arbeitskraefte in Indien 10 mal billiger sind. Es hat so viele Menschen, dass es sogar beim Parking an der Ticketmaschine einen Angestellten hat, um dir das Billet zu reichen. Und einen Chauffeur zu haben ist auch in der Hinsicht gut, dass man Arbeitsplaetze schafft. Denn von denen mangelt es hier gewaltig.

Schon nur die Autofahrten genoss ich sehr. Immerhin hat man Air Condition und sieht trotzem wunderschoen die Landschaft, das wuselige Leben auf der Strasse, die bunten Haeuser und die Kuehe (ja, die gibt es wirklich zu Haufen und meistens suchen sie sich die Strasse aus zum herumtrotten).
Viele Szenen erinnerten mich an Uganda!






Der erste Stop war der Sonnentempel in Konark. Das antike, gewaltige Gebilde wurde im dreizehnten Jahrhundert im Auftrag des Koenigs Narasimhadeva gebaut. Natuerlich hatte jede einzelne Figur und Schnitzerei irgendeine Bedeutung. Viele davon erzaehlen von dem schon sehr fortgeschrittenen Wissen im antiken Indien.
Wir schwitzen also fuer 1.5 Stunden um den Tempel herum und hoerten mehr oder weniger dem Fuehrer zu, der immer wieder mal von Engisch zu Hindi wechselte. Nunja, ich verstand sein Englisch sowieso nicht viel besser als sein Hindi.






Der Beweis, dass ich auch wirklich dort war...


Der Strand, den wir am naechsten Morgen besuchten, war eine schoene Abwechslung zur verschmutzten "Marina Beach" in Chennai. Wir teilten den schoenen Ausblick nur mit Sandfloehen und aehnlichen 'Fiichern'.




Das Fischerboot fuer den 'Boottrip' teilten wir jedoch mit Krabben, Kakarlaken und Silberfischen. Der Roechelhaufen (auch Boot genannt) tuckerte also auf dem Salzsee herum. nach nur 15 Minuted dockte es an eine Insel an. Maenner mit Kuebeln stiegen in das Boot. In den Kuebeln waren 'gruusigi' und schleimige Muscheln. Eine Muschel nach der anderen wurde geoeffnet. Ab und zu begleitet von einem "Woooooow" unserer Seite, dann wenn unter dem Muschelgesabber eine schimmernde Perle herausflutschte! Bei Perlen solls nicht bleiben, wenn man Riffe auseinanderbrach erschienen glitzernde, klare Steine! Da soll mal einer sagen, Indien sei arm.







Delfine wurden uns ebenfalls versprochen. Da ich aber von Anfang an nicht erwartet habe, wirklich welche zu sehen, war ich umso mehr erstaunt als ich silbrig - graue Ruecken aus dem Wasser springen sah. Schoen war's!
Im Grossen und Ganzen fuehlte ich mich die ganze Bootfahrt lang wie in einem Dokfilm 'Horizonte - Die Schaetze des Bay of Bengal' oder 'Auf und davon - entdecke die Kostbarkeiten Indiens'.


Was ich an diesem Abend gesehen habe, hat mich noch einmal zum Staunen gebracht: Puri.
Schon nur als ich durch die vollgestopfte, kuhmistige Hauptstrasse schlenderte, wurde mir bewusst, wie westlich Chennai ist. Hier wurde die Menschenkraft noch nicht durch Motoren ersetzt; Es gibt noch echte Rickshaws.
Puri ist ein Pilgerort in Orissa. Der Tempel in Puri wird als einer der heiligsten und beruehnmtesten Tempel Indiens angesehen. So ging auch meine Familie in den Tempel. Jedoch sind bei diesem Tempel nur Hindus erlaubt. Sogar Indira Gandhi 'Die Mutter der Nation' wurde der Eintritt verwiesen, da sie mit einem Parsi verheiratet war. Und wenn sogar Indira Gandhi nicht reinkommt, komme ich sicher auch nicht rein (war sowieso nicht ganz erpicht darauf). Dafuer ging ich 'es Teeli go dringge' mit meinem Gastvater. Vom Cafe aus sah ich auf den ganzen Platz vor dem Tempel. Ich haette stundenlang dort sitzen koennen!

Selbe Aussicht - einfach bei Nacht. Hatte meine Kamera leider nicht dabei, um selbst eine Foto zu schiessen,


Als die anderen enttaeuscht und erschoepft aus dem Tempel traten (es sei ein Gestopfe, Geschwitze und Gehetze dort drin gewesen, und es sei gar nicht mehr ums sprituelle gegangen , sondern um's Geld), gingen wir zum Markt an der Kueste von Puri.
Jede Region Indiens hat einen eigenen Stil und eigene Muster, Materialien und Farben, die es fuer ihre Produkte verwendet. Ich muss zugeben: Der Orissa-Stil gefaellt mir um eineiges besser als der Tamil Nadu-Stil. In Chennai vereint ein Kleidungsstueck 10 verschiedene Muster. Am Saum sind dann noch pinke Zotteln und die goldigen Knoepfe sind in Blaetterform und der Kragen ist aus hellgruenem Samt. Alles sehr... aufgeweckt. Orissa nimmt's ein bisschem zurueckhaltender. Nicht gerade bescheiden, jedoch so, dass man knapp kein Herzversagen aufgrund Plunderueberdosis bekommt. Oder den gleichen Effekt erlebt, wie wenn man lustige farbige Pillchen einnimmt, die dann die ganze Welt lustig und farbig herumblubbern lassen.
Es ist trotzdem schwer, Kleidungsstuecke zu finden, die ich einigermassen noch in Europa tragen koennte. Trotzem mochte ich es, durch die Laedeli zu schleichen und die Produkte durch meine Haende gleiten zu lassen. Obwohl mich mit schleichen auch nicht davon rettete, dass jeder Ladenbesitzer auf mich zurannte um mich in seine Plunderwunderbude einzuladen, da ich mit meinem indischen Oberteil mehr wie ein Hippietourist mit Shoppingsappetit, als eine unschuldige Eingebohrene aussah.


Am letzten Tag unserer Reise, besichtigten wir drei weitere Tempel. Denn viel mehr als Tempel gibts nicht im Sightseeing-prospekt von Orissa.







Das lang erwartete Familienfoto - einfach ohne meinen Gastbruder




Ich gruesse alle meine Liebsten in der exotischen Schweiz und sonst in der Welt!

Grosi: Ich vermisse deine Omeletten
Oma: Ich vermisse deine Nuedeli an brauner Sauce
Mami: Ich vermisse deine herrlichen Zoepfe und die 'Gonfi'