Donnerstag, 29. August 2013

Geschichten

Hallihallo und Tschau zaemme

Liebe Leute, mir geht es immernoch super! Ich unternehme viel: Mit meiner Familie, mit AFS, aber vorallem auch mit meiner Schwester und ihrem/unserem Freundeskreis. Ich bereue nicht ein mal ein kleies bisschen, dass ich hier bin! Vorallem weil ich schon so viele geniale Leute kennengelernt habe!

Jam- Session


Meine Schwester und ich haben jetzt ein Projekt: 75 Dessert Rezepte in 150 Tagen! (Ein bisschen inspiriert vom Film/Buch Julie and Julia). Wir backen jeden 2. Tag und meistens kommts zuemlich gut heraus ;) Das Problem ist eher, dass die gebackenen Cookies und Muffins und Pies gegessen werden müssen, bevor wir wieder 10 neue Rezepte ausprobiert haben.



Wir erwarten jetzt die Zeit der Feste! Angefangen hat diese mit dem 'Rakhsha bandan'. Es handelt sich um eine kleine Zeremonie, bei der die Schwestern ihren Brüdern (und Cousins und was weiss ich noch für Verwandten) ein Armband umbindet (Rakhi). Somit bittet sie den Bruder um Schutz in schwierigen Zeiten. Darauf gibt der Bruder der Schwester ein Geschenk (Geld). Also hab ich meinem Gastbruder ein Rakhi umgebunden und war in Gedanken natuerlich auch bei meinem lieben Bruder in der Schweiz.



Mit AFS (Austauschorganisation) gingen wir auf's Land. Frische Kokosnuesse, aus Bananenblaettern essen und in der groessten Hitze auf einen Huegel krakseln!






Nun will ich euch von ein paar Erlebnissen erzaehlen, die ich lustig, ueberraschend oder einfach anders fand.

1. Mein Name
Sonja Muriel Pluess ist nicht gerade einfach zu kombinieren mit dem indischen Akzent. Als erstes ist j 'dsch' (wie im englischen) ausgesprochen. Und nunja... ich verbrachte ziemlich viel Zeit damit, allen beizubringen, dass man Sonja wirklich mit 'j' und nicht mit y schreibt. Oder anders herum, dass ich Sonja und nicht Sondscha heisse ;). Muriel ist franzoesich und, tja, das franzoesisch der Inder ist oft nicht so brilliant. Am Ende kommt dann noch Pluess. Umlaute kennt man hier nicht. Aber alle haben Freude daran, die Kunst meinen Namen auszusprechen zu erlernen. Und ich habe Freude daran, es ihnen beizubringen.

2. Meine Augen
Mehr als einmal schauten mir Freunde tiiief in die Augen und dann kam sowas wie: "Wow, deine Augen sind ja richtig blau!". Das waer ja noch normal. Nur wurde ich etwa 6 mal gefragt, ob ich Linsen trage um blaue Augen zu haben. Liess mich schmunzeln.

3. Fashion
Vor etwa einer Woche kaufte ich meine ersten indischen Kleider (Kurti und ähnliches). Der Laden war faszinierend! So viele Farben und Muster! Am Ende kam ich mit drei schönen Stücken nach Hause. Stolz zeigte ich meine Schwester die ganze Ware. Kommentar meiner Schwester:" Nice... classy and simple." Da musste ich schlucken: "Simple? You call THAT simple?" Für mich war das glitzernde, farbenfrohe Kleid mit allem Schnickschnack das Gegenteil von "simple"! Aber das ist Indien! Alltagsmode hier würde man in der Schweiz gerade mal für Feste tragen (das Gleiche gilt für Schmuck).
Ich merke: Kleidung hat hier eine grössere Bedeutung als in der Schweiz.



Für mich heisst es: Keine kurzen Hosen mehr und auch kein ärmelloses oder zu viel Ausschnitt zeigendes Shirt. Aber ich werde sowieso genug angestarrt.

4. Kino
Meine Familie ist so Kinovernarrt, dass ich in nicht mal 2 Monaten schon 9 mal im Kino gewesen bin! Ich glaube es gibt keinen Ort auf der Welt, in dem Filme so wichtig und beliebt sind als in Chennai / Tamil Nadu. Kollywood (tamillische Filmindustrie) ist die grösste der Welt und der Staat unterstützt Filmemacher und Kinos enorm. Ein Kinoeintritt kostet umgerechnet 1.50 CHF. Und ich kann bezeugen: Nichts hält die Bevölkerung so gut bei Laune als ein guter Film! Desto mehr Tanz und Musik desto besser. Und man ist dann etwa nicht zurückhaltend mit den Emotionen: Es wird gebuht, geklatscht, gelacht und angefeuert! Ein schönes Erlebnis!

5. Organisation
Hier erlebe ich eine nunja, etwas andere Art von Organisieren. Es wird eine Zeit abgemacht, kommt man jedoch pünktlich, kann man sichauf warten gefasst machen.
Oft wird für mich organisiert (vorallem von AFS). Man wird nicht so ganz in die Pläne eingeweiht. So habe ich schon mehrmals erlebt, dass man irgendwo hingefahren wird, dann geht man in eine Wohnung von rgendjemandem und ehm... da ist man dann und wartet. Ohne einen blassen Schimmer, auf was man eigentlich wartet und wie lange man warten wird. Dann heisst es : Einfach mal existieren und geschehen lassen. Verantwortung und Planung abgeben.
Noch etwas: "In 5 minutes" heisst nie 5 Minuten, sondern so etwas wie 10 Minuten bis garnie.

6. Weltland Schweiz
Die kleine, unwichtige Schweiz hat für mich nocheinmal ganz eine andere Dimensionen angenommen: Wirklich überall sehe ich Schweizer Produkte oder Schweizer Firmennamen: Natürlich Uhren und Schokolade, aber auch Eisenware, Tetra pack, Maggie, Nestlé, Rucksäcke, Switcher , usw. sind allgegenwärtig. In den Medien wird nicht nur vom FCB und Roger Federer berichtet, sondern auch sonst ist 'Switzerland' oft zu lesen. Auf den Strassen sieht man Werbung für ein Studium oder Alpenferien in der Schweiz. Etwa ein Drittel meiner Schulkollegen war schon mal in der Schweiz ( kann daran liegen, dass ich in einer ziemlichen Rich-kids Schule bin). Ich hätte nie gedacht, dass meine Schweiz doch so international ist!

7. Tanz
Wenn etwas nie fehlt, dann ist es Tanz: Zeremonien, Sporttage, Feste, Filme... überall wird getanzt. Sogar am 'Teachers Day' und am 'Independance Day' und auf jedenfall auch bei religiösen Feiern. Wer nicht tanzt, hat nicht wirklich Emotionen ;).

8. Gesellschaft
Eines Nachmittags hockte ich im Zimmer, malte, hörte Musik, las und schrieb meinen letzten Blogeintrag. Nach etwa 2 - 3 Stunden kam meine Gastmutter (Mommy) ins Zimmer und fragte besorgt:"Are you allright?" ( Geht es dir gut? Ist etwas?) . Ich lächelte und sagte:"Ja, mir geht es sehr gut, warum?"-" Nunja, du bist allein hier seit etwa 2 Stunden. Ich halte das nur aus, wenn ich bedrückt bin. Wie kann man sonst zwei Stunden einfach allein sein?!".
Ich musste lachen. Aber so ist das hier: Das Sozialleben der Inder (vorallem der Inderinnen) ist im Durchschnitt mindestens doppelt so gross als das Schweizerische! Viel dagegen hab ich ja nicht...




Freitag, 16. August 2013

4 Wochen


Es gäb wieder viel zu berichten, aber trotzdem mag ich gerade über nicht viel mehr als das Wetter reden. Es hat die letzte Woche viel geregnet. Ich liebe es! Der Regen hier kommt immer in Strömen und ich empfange ihn mit Freude, denn er kühlt die Temperatur von 35 auf 28 Grad herunter und dazu wäscht er den Staub und Russ aus der Luft. Nur überflutet er die Strassen ziemlich schnell...

Hier mal wieder ein paar Bilder...

Chennai Express - Der neuste Bollywood Film. Einer der fünf Filme die ich hier im Kino schon gesehen habe. Er war in Hindi! Und nicht so spannend...

Wir wohnen in einem 3 - Stock Gebäude. Parterre ist Parking und Räume für die "Watchman" Familie. Erster Stock wird erst noch fertiggebaut. Eine Familie wird Ende Jahren einziehen. Der zweite Stock ist unser Apartment und der Dritte ist Hobbyraum, Büro und eine wunderschöne Terrasse.


Autorickshaw


Spielen aur der Strasse
Keramik Laden




Gestern (Indian Independance Day) war ich das erste mal am Strand von Chennai! Die Stimmung war herrlich und wie immer genossen wir Austauschschüler die Zeit zusammen.





Freitag, 9. August 2013

Ein normaler Tag

Mit der Schule hat der Alltag angefangen. Somit gibt es auch schon einen 'normalen Tagesablauf'. Den will ich euch heute etwas vorstellen!

6:32 - Der erste Wecker läutet (von meinem Natel). Dann läutet zweimal der Wecker meiner Schwester und dann noch einmal meiner. 6:41 Steig ich aus dem Bett und dusche, zieh meine Schuluniform an ( Irgendwann zeig ich euch ein Bild davon) und machi zwei Rossschwänzchen. Das ist Teil der Uniform!
6:55 - Nun ist auch meine Schwester aus dem Bett gekrochen und sie macht sich jetzt bereit. Währenddem geh ich Morgenessen. Es gibt immer wieder was anderes: Mal Rührei, mal Früchte, mal Chapati mit Pickel( eine Art Fladenbrot mit 'indischer Konfitüre' die sich darin von der schweizer Konfi unterscheidet, indem sie scharf gewürzt ist- sehr lecker). und mal einfach Cornflakes.
7:15 In fünf Minuten müssen wir unten stehen! Ich binde gemütlich meine Schuhe und Aarohi rennt herum.
7:27 - 7: 40 - Die Auto - Riksha kommt immer etwa 7 Minuten zu spät. Mit dem Fahrer sitzen wir nun zu fünft in dem italienischen Piaggo ähnlichen Gefährt. Dann geht das Abenteuer los! Es wird gehupt, überholt, schlagartig abgebremst, gerüttelt, fast überfahren und von mir angestrengt Ruhe bewahren.
7:40 - Das 'Assembly' in der Schule beginnt. Wir sitzen in Reihen im Schneidersitz und hören mehr oder weniger zu, was die Schulleitung so zu sagen hat. Zum Assemly gehört auch das weniger motivierte Singen des Happy Birthday Song für alle Primarkinder die stolz ihren Geburtstag verkünden und das Schulgebet.
8:00 - 12:10 - Unterricht. Nunja, knapp die Hälfte der Zeit ist wirklich Unterricht. Die andere Hälfte macht jeder einfach was er will. Die Lehrer kümmerts nicht. Generell ist die Schule ziemlich anders! Sie ist nicht unbedingt einfacher, die Schwerpunkte weden einfach anders gesetzt. Es gibt für jedes Fach ein Textbuch ( ohne ein einziges Bild, trocken, theoretisch) und es wird genau das unterrichtet und gelernt, was im Textbuch steht. Wort für Wort. Somit besteht der Unterricht daraus, dass der Lehrer aus dem Textbuch vorliest, bei den Hausaufgaben geht es darum, aus dem Textbuch Abschreiben und bei der Testvorbereitung um einzig und allein Auswendiglernen. Und wenn man Geld hat ist schon klar, dass man später mal studieren geht. Egal wie viel man im Hirni hat. Es ist anders.

12:10 - 12:40 - Mittagspause. Je nach dem wird das Essen von Zuhause mitgenommen oder man kauft Reis in der 'Mensa' für 70 Rappen oder es wird am Morgen zu Hause zubereiet und frisch 'geliefert'. Das fand ich dann schon komisch, da gibt es Leute die für dich jeden Morgen dein Essen zu Hause abholen und in die Schule bringen! Ok, da muss ich etwas korriegieren: Du kannst es nicht wirklich 'dein' Essen nennen. Denn du stellst deine Lunchbox auf ein Pult (es wird einfach überall im Schulhaus gegessen, wo man gerade will. Eine Mensa mit Tischen und Stühlen gibt es nicht.) und dann kommt jeder und pickt sich was er gerade will. Sie fallen über jedes Essen her wie Vögel! Vorallem wenn jemand Pasta dabeihat, muss er damit rechnen, dass er nicht mehr als 1/6 davon abkriegt. Ich bekomme eigentlich immer Roti (wieder eine Art Fladenbrot) mit Gemüse. Das Gemüse ist sehr ölig und in der Schweiz würden wir es einfach Sosse nennen. Gegen meine Erwartungen hab ich immernoch nicht wirklich scharf gegessen, seitdem ich hier bin! Meine Familie kommt nämlich aus dem Norden (Gujarat) und dort wird nicht wirklich scharf gegessen. Woran ich aber ein bisschen leide ist, dass in jedes indische Essen Koreander getan wird! Ich mag Koreander nicht... zum Glück schmeckt man es meistens nicht... Zurück zur Mittagspause in der Schule: Man setzt sich nicht hin und isst. Man wechselt die ganze Zeit seinen Platz, muss mit jedem den man kennt ein Wort gewechselt haben. Es wird geschnädert und herumgerannt und wieder irgendwo Essen gepickt. Es ist so laut und so viel Geschrei und Gequitsche! Irgendwann hab ich genug davon und setz mich eifach in eines der ruhigeren Klassenzimmer.
14:20 - Schule aus! Man quatscht noch eine Viertelstunde und geht dann zum Autoguy und die Abenteuerfahrt beginnt wieder.
15:00 - Zuhause. Ich drink einen Tee ( mmmmh! Unvergleichlich mit dem Schweizer Tee!) und bin fast am einschlafen. Die Schule macht so müde! Dann wird oft geduscht und man wechselt die Kleider. Die Schuluniform wird jeden Tag gewaschen. Wegen der Hitze und Feuchtigkeit schwitzt man viel!
16:00 - How I Met Your Mother schauen im Fernsehen.
16:30 - 20:00 - Irgendwie hab ich immer irgendwas zu tun! E-Mails checken, Hausaufgaben, Zeichnen, Blog schreiben...Ich hatte bis jetzt noch viel zu tun mit Visa Registrierung. Oder ich habe irgendwelche Termine mit AFS. Oder ich begleite meine Gastmutter (Mommi) zum Einkaufen.
20:00 - Etwa dann ist Abendessen. Abendessen ist oft Roti, Reis, Dal (Immer und überall ist Dal, indische Sosse) und noch andere Dinge mit lustigen Namen. Ich habe Freude an den vielen unbekannten Gerichten und Früchten!
Abend - Besuch oder Kino (War in einer Woche dreimal im Kino: Wolverine, Turbo und Ship of Thesis) oder herumlümmeln oder Lesen oder einen Film zuhause schauen oder sonstwas.
10:00 - Die Serie One Tree Hill mit meiner Schwester schauen.
11:00 - So langsam ins Bett...

Langweilig wird mir selten! Auch am Wochenende ist immer irgendwas los :)
Nicht mehr lange und ich reise das erste mal! Darauf freue ich mich sehr!
Oktober: Navratri Festival im Norden Indiens. Mit den anderen Austauschschülern fahre ich 36 Stunden Zug und geh zu dem riesigen, farbenfrohen Tanzfest!
September: Pläne mit der Familie in 'die Berge' zu gehen.
Dezember: Nach Dehli.
Und dann im 2014 kommt noch mehr! :)
1/14 meines Austausch ist vorbei und ich seh schon jetzt, wie schnell diese 10 Monate verfliegen werden!