Hallihallo und Tschau zaemme
Liebe Leute, mir geht es immernoch super! Ich unternehme viel: Mit meiner Familie, mit AFS, aber vorallem auch mit meiner Schwester und ihrem/unserem Freundeskreis. Ich bereue nicht ein mal ein kleies bisschen, dass ich hier bin! Vorallem weil ich schon so viele geniale Leute kennengelernt habe!
Meine Schwester und ich haben jetzt ein Projekt: 75 Dessert Rezepte in 150 Tagen! (Ein bisschen inspiriert vom Film/Buch Julie and Julia). Wir backen jeden 2. Tag und meistens kommts zuemlich gut heraus ;) Das Problem ist eher, dass die gebackenen Cookies und Muffins und Pies gegessen werden müssen, bevor wir wieder 10 neue Rezepte ausprobiert haben.
Wir erwarten jetzt die Zeit der Feste! Angefangen hat diese mit dem 'Rakhsha bandan'. Es handelt sich um eine kleine Zeremonie, bei der die Schwestern ihren Brüdern (und Cousins und was weiss ich noch für Verwandten) ein Armband umbindet (Rakhi). Somit bittet sie den Bruder um Schutz in schwierigen Zeiten. Darauf gibt der Bruder der Schwester ein Geschenk (Geld). Also hab ich meinem Gastbruder ein Rakhi umgebunden und war in Gedanken natuerlich auch bei meinem lieben Bruder in der Schweiz.
Mit AFS (Austauschorganisation) gingen wir auf's Land. Frische Kokosnuesse, aus Bananenblaettern essen und in der groessten Hitze auf einen Huegel krakseln!
Nun will ich euch von ein paar Erlebnissen erzaehlen, die ich lustig, ueberraschend oder einfach anders fand.
1. Mein Name
Sonja Muriel Pluess ist nicht gerade einfach zu kombinieren mit dem indischen Akzent. Als erstes ist j 'dsch' (wie im englischen) ausgesprochen. Und nunja... ich verbrachte ziemlich viel Zeit damit, allen beizubringen, dass man Sonja wirklich mit 'j' und nicht mit y schreibt. Oder anders herum, dass ich Sonja und nicht Sondscha heisse ;). Muriel ist franzoesich und, tja, das franzoesisch der Inder ist oft nicht so brilliant. Am Ende kommt dann noch Pluess. Umlaute kennt man hier nicht. Aber alle haben Freude daran, die Kunst meinen Namen auszusprechen zu erlernen. Und ich habe Freude daran, es ihnen beizubringen.
2. Meine Augen
Mehr als einmal schauten mir Freunde tiiief in die Augen und dann kam sowas wie: "Wow, deine Augen sind ja richtig blau!". Das waer ja noch normal. Nur wurde ich etwa 6 mal gefragt, ob ich Linsen trage um blaue Augen zu haben. Liess mich schmunzeln.
3. Fashion
Vor etwa einer Woche kaufte ich meine ersten indischen Kleider (Kurti und ähnliches). Der Laden war faszinierend! So viele Farben und Muster! Am Ende kam ich mit drei schönen Stücken nach Hause. Stolz zeigte ich meine Schwester die ganze Ware. Kommentar meiner Schwester:" Nice... classy and simple." Da musste ich schlucken: "Simple? You call THAT simple?" Für mich war das glitzernde, farbenfrohe Kleid mit allem Schnickschnack das Gegenteil von "simple"! Aber das ist Indien! Alltagsmode hier würde man in der Schweiz gerade mal für Feste tragen (das Gleiche gilt für Schmuck).
Ich merke: Kleidung hat hier eine grössere Bedeutung als in der Schweiz.
Für mich heisst es: Keine kurzen Hosen mehr und auch kein ärmelloses oder zu viel Ausschnitt zeigendes Shirt. Aber ich werde sowieso genug angestarrt.
4. Kino
Meine Familie ist so Kinovernarrt, dass ich in nicht mal 2 Monaten schon 9 mal im Kino gewesen bin! Ich glaube es gibt keinen Ort auf der Welt, in dem Filme so wichtig und beliebt sind als in Chennai / Tamil Nadu. Kollywood (tamillische Filmindustrie) ist die grösste der Welt und der Staat unterstützt Filmemacher und Kinos enorm. Ein Kinoeintritt kostet umgerechnet 1.50 CHF. Und ich kann bezeugen: Nichts hält die Bevölkerung so gut bei Laune als ein guter Film! Desto mehr Tanz und Musik desto besser. Und man ist dann etwa nicht zurückhaltend mit den Emotionen: Es wird gebuht, geklatscht, gelacht und angefeuert! Ein schönes Erlebnis!
5. Organisation
Hier erlebe ich eine nunja, etwas andere Art von Organisieren. Es wird eine Zeit abgemacht, kommt man jedoch pünktlich, kann man sichauf warten gefasst machen.
Oft wird für mich organisiert (vorallem von AFS). Man wird nicht so ganz in die Pläne eingeweiht. So habe ich schon mehrmals erlebt, dass man irgendwo hingefahren wird, dann geht man in eine Wohnung von rgendjemandem und ehm... da ist man dann und wartet. Ohne einen blassen Schimmer, auf was man eigentlich wartet und wie lange man warten wird. Dann heisst es : Einfach mal existieren und geschehen lassen. Verantwortung und Planung abgeben.
Noch etwas: "In 5 minutes" heisst nie 5 Minuten, sondern so etwas wie 10 Minuten bis garnie.
6. Weltland Schweiz
Die kleine, unwichtige Schweiz hat für mich nocheinmal ganz eine andere Dimensionen angenommen: Wirklich überall sehe ich Schweizer Produkte oder Schweizer Firmennamen: Natürlich Uhren und Schokolade, aber auch Eisenware, Tetra pack, Maggie, Nestlé, Rucksäcke, Switcher , usw. sind allgegenwärtig. In den Medien wird nicht nur vom FCB und Roger Federer berichtet, sondern auch sonst ist 'Switzerland' oft zu lesen. Auf den Strassen sieht man Werbung für ein Studium oder Alpenferien in der Schweiz. Etwa ein Drittel meiner Schulkollegen war schon mal in der Schweiz ( kann daran liegen, dass ich in einer ziemlichen Rich-kids Schule bin). Ich hätte nie gedacht, dass meine Schweiz doch so international ist!
7. Tanz
Wenn etwas nie fehlt, dann ist es Tanz: Zeremonien, Sporttage, Feste, Filme... überall wird getanzt. Sogar am 'Teachers Day' und am 'Independance Day' und auf jedenfall auch bei religiösen Feiern. Wer nicht tanzt, hat nicht wirklich Emotionen ;).
8. Gesellschaft
Eines Nachmittags hockte ich im Zimmer, malte, hörte Musik, las und schrieb meinen letzten Blogeintrag. Nach etwa 2 - 3 Stunden kam meine Gastmutter (Mommy) ins Zimmer und fragte besorgt:"Are you allright?" ( Geht es dir gut? Ist etwas?) . Ich lächelte und sagte:"Ja, mir geht es sehr gut, warum?"-" Nunja, du bist allein hier seit etwa 2 Stunden. Ich halte das nur aus, wenn ich bedrückt bin. Wie kann man sonst zwei Stunden einfach allein sein?!".
Ich musste lachen. Aber so ist das hier: Das Sozialleben der Inder (vorallem der Inderinnen) ist im Durchschnitt mindestens doppelt so gross als das Schweizerische! Viel dagegen hab ich ja nicht...
Liebe Leute, mir geht es immernoch super! Ich unternehme viel: Mit meiner Familie, mit AFS, aber vorallem auch mit meiner Schwester und ihrem/unserem Freundeskreis. Ich bereue nicht ein mal ein kleies bisschen, dass ich hier bin! Vorallem weil ich schon so viele geniale Leute kennengelernt habe!
Jam- Session |
Meine Schwester und ich haben jetzt ein Projekt: 75 Dessert Rezepte in 150 Tagen! (Ein bisschen inspiriert vom Film/Buch Julie and Julia). Wir backen jeden 2. Tag und meistens kommts zuemlich gut heraus ;) Das Problem ist eher, dass die gebackenen Cookies und Muffins und Pies gegessen werden müssen, bevor wir wieder 10 neue Rezepte ausprobiert haben.
Wir erwarten jetzt die Zeit der Feste! Angefangen hat diese mit dem 'Rakhsha bandan'. Es handelt sich um eine kleine Zeremonie, bei der die Schwestern ihren Brüdern (und Cousins und was weiss ich noch für Verwandten) ein Armband umbindet (Rakhi). Somit bittet sie den Bruder um Schutz in schwierigen Zeiten. Darauf gibt der Bruder der Schwester ein Geschenk (Geld). Also hab ich meinem Gastbruder ein Rakhi umgebunden und war in Gedanken natuerlich auch bei meinem lieben Bruder in der Schweiz.
Mit AFS (Austauschorganisation) gingen wir auf's Land. Frische Kokosnuesse, aus Bananenblaettern essen und in der groessten Hitze auf einen Huegel krakseln!
Nun will ich euch von ein paar Erlebnissen erzaehlen, die ich lustig, ueberraschend oder einfach anders fand.
1. Mein Name
Sonja Muriel Pluess ist nicht gerade einfach zu kombinieren mit dem indischen Akzent. Als erstes ist j 'dsch' (wie im englischen) ausgesprochen. Und nunja... ich verbrachte ziemlich viel Zeit damit, allen beizubringen, dass man Sonja wirklich mit 'j' und nicht mit y schreibt. Oder anders herum, dass ich Sonja und nicht Sondscha heisse ;). Muriel ist franzoesich und, tja, das franzoesisch der Inder ist oft nicht so brilliant. Am Ende kommt dann noch Pluess. Umlaute kennt man hier nicht. Aber alle haben Freude daran, die Kunst meinen Namen auszusprechen zu erlernen. Und ich habe Freude daran, es ihnen beizubringen.
2. Meine Augen
Mehr als einmal schauten mir Freunde tiiief in die Augen und dann kam sowas wie: "Wow, deine Augen sind ja richtig blau!". Das waer ja noch normal. Nur wurde ich etwa 6 mal gefragt, ob ich Linsen trage um blaue Augen zu haben. Liess mich schmunzeln.
3. Fashion
Vor etwa einer Woche kaufte ich meine ersten indischen Kleider (Kurti und ähnliches). Der Laden war faszinierend! So viele Farben und Muster! Am Ende kam ich mit drei schönen Stücken nach Hause. Stolz zeigte ich meine Schwester die ganze Ware. Kommentar meiner Schwester:" Nice... classy and simple." Da musste ich schlucken: "Simple? You call THAT simple?" Für mich war das glitzernde, farbenfrohe Kleid mit allem Schnickschnack das Gegenteil von "simple"! Aber das ist Indien! Alltagsmode hier würde man in der Schweiz gerade mal für Feste tragen (das Gleiche gilt für Schmuck).
Ich merke: Kleidung hat hier eine grössere Bedeutung als in der Schweiz.
Für mich heisst es: Keine kurzen Hosen mehr und auch kein ärmelloses oder zu viel Ausschnitt zeigendes Shirt. Aber ich werde sowieso genug angestarrt.
4. Kino
Meine Familie ist so Kinovernarrt, dass ich in nicht mal 2 Monaten schon 9 mal im Kino gewesen bin! Ich glaube es gibt keinen Ort auf der Welt, in dem Filme so wichtig und beliebt sind als in Chennai / Tamil Nadu. Kollywood (tamillische Filmindustrie) ist die grösste der Welt und der Staat unterstützt Filmemacher und Kinos enorm. Ein Kinoeintritt kostet umgerechnet 1.50 CHF. Und ich kann bezeugen: Nichts hält die Bevölkerung so gut bei Laune als ein guter Film! Desto mehr Tanz und Musik desto besser. Und man ist dann etwa nicht zurückhaltend mit den Emotionen: Es wird gebuht, geklatscht, gelacht und angefeuert! Ein schönes Erlebnis!
5. Organisation
Hier erlebe ich eine nunja, etwas andere Art von Organisieren. Es wird eine Zeit abgemacht, kommt man jedoch pünktlich, kann man sichauf warten gefasst machen.
Oft wird für mich organisiert (vorallem von AFS). Man wird nicht so ganz in die Pläne eingeweiht. So habe ich schon mehrmals erlebt, dass man irgendwo hingefahren wird, dann geht man in eine Wohnung von rgendjemandem und ehm... da ist man dann und wartet. Ohne einen blassen Schimmer, auf was man eigentlich wartet und wie lange man warten wird. Dann heisst es : Einfach mal existieren und geschehen lassen. Verantwortung und Planung abgeben.
Noch etwas: "In 5 minutes" heisst nie 5 Minuten, sondern so etwas wie 10 Minuten bis garnie.
6. Weltland Schweiz
Die kleine, unwichtige Schweiz hat für mich nocheinmal ganz eine andere Dimensionen angenommen: Wirklich überall sehe ich Schweizer Produkte oder Schweizer Firmennamen: Natürlich Uhren und Schokolade, aber auch Eisenware, Tetra pack, Maggie, Nestlé, Rucksäcke, Switcher , usw. sind allgegenwärtig. In den Medien wird nicht nur vom FCB und Roger Federer berichtet, sondern auch sonst ist 'Switzerland' oft zu lesen. Auf den Strassen sieht man Werbung für ein Studium oder Alpenferien in der Schweiz. Etwa ein Drittel meiner Schulkollegen war schon mal in der Schweiz ( kann daran liegen, dass ich in einer ziemlichen Rich-kids Schule bin). Ich hätte nie gedacht, dass meine Schweiz doch so international ist!
7. Tanz
Wenn etwas nie fehlt, dann ist es Tanz: Zeremonien, Sporttage, Feste, Filme... überall wird getanzt. Sogar am 'Teachers Day' und am 'Independance Day' und auf jedenfall auch bei religiösen Feiern. Wer nicht tanzt, hat nicht wirklich Emotionen ;).
8. Gesellschaft
Eines Nachmittags hockte ich im Zimmer, malte, hörte Musik, las und schrieb meinen letzten Blogeintrag. Nach etwa 2 - 3 Stunden kam meine Gastmutter (Mommy) ins Zimmer und fragte besorgt:"Are you allright?" ( Geht es dir gut? Ist etwas?) . Ich lächelte und sagte:"Ja, mir geht es sehr gut, warum?"-" Nunja, du bist allein hier seit etwa 2 Stunden. Ich halte das nur aus, wenn ich bedrückt bin. Wie kann man sonst zwei Stunden einfach allein sein?!".
Ich musste lachen. Aber so ist das hier: Das Sozialleben der Inder (vorallem der Inderinnen) ist im Durchschnitt mindestens doppelt so gross als das Schweizerische! Viel dagegen hab ich ja nicht...