Sonntag, 29. September 2013

mal anderswo

Sodeli, heute endlich mal wieder ein Bericht mit etwas mehr Text!

In den letzten Tagen durfte ich noch einmal ein ganz anderes Indien erleben. Ein Indien das sich vielleicht so von Chennai unterscheidet, wie sich vielleicht Portugal von Lettland unterscheidet. Irgendwie so.

Vier Tage verbrachte ich mit meinen Gasteltern, meiner Schwester und zwei Familienfreunden in Orissa. Orissa ist ein Staat an der Nordostkueste Indiens. Ein Ort mit ueberdekorierten Trucks, wunderschoenen (sauberen!) Sandstraenden und faszinierenden, antiken Hindutempeln. Ein Ort in dem keine Frau T-shirts oder Jeans traegt und es viel weniger Autos, dafuer aber viel mehr Fahrraeder gibt. Ich sah das laendliche Indien!

Und diese Modelle sind noch bescheiden!


Nach einem 'Domestic flight' in dem ich absolut die einzige nicht-Inderin war, gings schon ins Mietauto mit Chauffeur dazu. Einen Chauffeur zu haben finde ich nicht mehr ganz so sonderlich. Man muss verstehen, dass Arbeitskraefte in Indien 10 mal billiger sind. Es hat so viele Menschen, dass es sogar beim Parking an der Ticketmaschine einen Angestellten hat, um dir das Billet zu reichen. Und einen Chauffeur zu haben ist auch in der Hinsicht gut, dass man Arbeitsplaetze schafft. Denn von denen mangelt es hier gewaltig.

Schon nur die Autofahrten genoss ich sehr. Immerhin hat man Air Condition und sieht trotzem wunderschoen die Landschaft, das wuselige Leben auf der Strasse, die bunten Haeuser und die Kuehe (ja, die gibt es wirklich zu Haufen und meistens suchen sie sich die Strasse aus zum herumtrotten).
Viele Szenen erinnerten mich an Uganda!






Der erste Stop war der Sonnentempel in Konark. Das antike, gewaltige Gebilde wurde im dreizehnten Jahrhundert im Auftrag des Koenigs Narasimhadeva gebaut. Natuerlich hatte jede einzelne Figur und Schnitzerei irgendeine Bedeutung. Viele davon erzaehlen von dem schon sehr fortgeschrittenen Wissen im antiken Indien.
Wir schwitzen also fuer 1.5 Stunden um den Tempel herum und hoerten mehr oder weniger dem Fuehrer zu, der immer wieder mal von Engisch zu Hindi wechselte. Nunja, ich verstand sein Englisch sowieso nicht viel besser als sein Hindi.






Der Beweis, dass ich auch wirklich dort war...


Der Strand, den wir am naechsten Morgen besuchten, war eine schoene Abwechslung zur verschmutzten "Marina Beach" in Chennai. Wir teilten den schoenen Ausblick nur mit Sandfloehen und aehnlichen 'Fiichern'.




Das Fischerboot fuer den 'Boottrip' teilten wir jedoch mit Krabben, Kakarlaken und Silberfischen. Der Roechelhaufen (auch Boot genannt) tuckerte also auf dem Salzsee herum. nach nur 15 Minuted dockte es an eine Insel an. Maenner mit Kuebeln stiegen in das Boot. In den Kuebeln waren 'gruusigi' und schleimige Muscheln. Eine Muschel nach der anderen wurde geoeffnet. Ab und zu begleitet von einem "Woooooow" unserer Seite, dann wenn unter dem Muschelgesabber eine schimmernde Perle herausflutschte! Bei Perlen solls nicht bleiben, wenn man Riffe auseinanderbrach erschienen glitzernde, klare Steine! Da soll mal einer sagen, Indien sei arm.







Delfine wurden uns ebenfalls versprochen. Da ich aber von Anfang an nicht erwartet habe, wirklich welche zu sehen, war ich umso mehr erstaunt als ich silbrig - graue Ruecken aus dem Wasser springen sah. Schoen war's!
Im Grossen und Ganzen fuehlte ich mich die ganze Bootfahrt lang wie in einem Dokfilm 'Horizonte - Die Schaetze des Bay of Bengal' oder 'Auf und davon - entdecke die Kostbarkeiten Indiens'.


Was ich an diesem Abend gesehen habe, hat mich noch einmal zum Staunen gebracht: Puri.
Schon nur als ich durch die vollgestopfte, kuhmistige Hauptstrasse schlenderte, wurde mir bewusst, wie westlich Chennai ist. Hier wurde die Menschenkraft noch nicht durch Motoren ersetzt; Es gibt noch echte Rickshaws.
Puri ist ein Pilgerort in Orissa. Der Tempel in Puri wird als einer der heiligsten und beruehnmtesten Tempel Indiens angesehen. So ging auch meine Familie in den Tempel. Jedoch sind bei diesem Tempel nur Hindus erlaubt. Sogar Indira Gandhi 'Die Mutter der Nation' wurde der Eintritt verwiesen, da sie mit einem Parsi verheiratet war. Und wenn sogar Indira Gandhi nicht reinkommt, komme ich sicher auch nicht rein (war sowieso nicht ganz erpicht darauf). Dafuer ging ich 'es Teeli go dringge' mit meinem Gastvater. Vom Cafe aus sah ich auf den ganzen Platz vor dem Tempel. Ich haette stundenlang dort sitzen koennen!

Selbe Aussicht - einfach bei Nacht. Hatte meine Kamera leider nicht dabei, um selbst eine Foto zu schiessen,


Als die anderen enttaeuscht und erschoepft aus dem Tempel traten (es sei ein Gestopfe, Geschwitze und Gehetze dort drin gewesen, und es sei gar nicht mehr ums sprituelle gegangen , sondern um's Geld), gingen wir zum Markt an der Kueste von Puri.
Jede Region Indiens hat einen eigenen Stil und eigene Muster, Materialien und Farben, die es fuer ihre Produkte verwendet. Ich muss zugeben: Der Orissa-Stil gefaellt mir um eineiges besser als der Tamil Nadu-Stil. In Chennai vereint ein Kleidungsstueck 10 verschiedene Muster. Am Saum sind dann noch pinke Zotteln und die goldigen Knoepfe sind in Blaetterform und der Kragen ist aus hellgruenem Samt. Alles sehr... aufgeweckt. Orissa nimmt's ein bisschem zurueckhaltender. Nicht gerade bescheiden, jedoch so, dass man knapp kein Herzversagen aufgrund Plunderueberdosis bekommt. Oder den gleichen Effekt erlebt, wie wenn man lustige farbige Pillchen einnimmt, die dann die ganze Welt lustig und farbig herumblubbern lassen.
Es ist trotzdem schwer, Kleidungsstuecke zu finden, die ich einigermassen noch in Europa tragen koennte. Trotzem mochte ich es, durch die Laedeli zu schleichen und die Produkte durch meine Haende gleiten zu lassen. Obwohl mich mit schleichen auch nicht davon rettete, dass jeder Ladenbesitzer auf mich zurannte um mich in seine Plunderwunderbude einzuladen, da ich mit meinem indischen Oberteil mehr wie ein Hippietourist mit Shoppingsappetit, als eine unschuldige Eingebohrene aussah.


Am letzten Tag unserer Reise, besichtigten wir drei weitere Tempel. Denn viel mehr als Tempel gibts nicht im Sightseeing-prospekt von Orissa.







Das lang erwartete Familienfoto - einfach ohne meinen Gastbruder




Ich gruesse alle meine Liebsten in der exotischen Schweiz und sonst in der Welt!

Grosi: Ich vermisse deine Omeletten
Oma: Ich vermisse deine Nuedeli an brauner Sauce
Mami: Ich vermisse deine herrlichen Zoepfe und die 'Gonfi'

Montag, 23. September 2013

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Auto Rickshaw auf einer erstaunlich verlassenen Strasse

Alltag vieler Frauen






Rund um's Haus - Blick von der Terrasse


Ein weiteres Ganesha Fest




Hier hinein wurden die sich selbst aufloesenden Ganesha Tonstatuen geworfen. Bye bye




Sonntag, 15. September 2013

Allerlei

Ganesha im Hausaltar (Nachtrag vom letzten Post)

Leuchtturm @ Marina Beach - Ein Wahrzeichen Chennais








Ein Essen gespendet von einer Organisation an ihre Mitglieder. Auch irgendwie zu ehren Ganeshas glaub ich...

Heute auf der Strasse angetroffen: Diese Ganesha-Figuren werden von Geschrei und Getrommel begleitet zum Ozean gefahren, um dort mit einer Zeremonie ins Wasser gelassen zu werden. Dies geschieht symbolisch dafuer, dass man nicht an Besitz festhalten soll. Alles gehoert eigentlich der Natur/den Goettern. Man gibt also Besitztuemer und diese Goetterfiguren dem Ozean.



Donnerstag, 12. September 2013

Wedding Crashers

Man sagt ja viel über Indien. Und vieles davon ist auch wahr: Bollywoodfilme, die vielen Leute, der Schmuck... Vielleicht haben die einen oder anderen schon was von indischen Hochzeiten gehört.

Jedenfalls nahmen wir Austauschschüler an einem solchen vor ca. 1.5 Wochen teil.

Die Hochzeit begann um 7 Uhr morgens. Die Gäste tröpfeln dann so langsam hinein. Die meisten kommen jedoch nicht so früh...
Die Hochzeit, an der wir waren, fand gruntsätzlich in zwei verschiedenen, turnhallengrossen Räumen statt. In der einen Halle waren Tische und es gab Essen. Morgenessen und Mittagessen. Wobei das Zmorge das Zmittag von wegen Quantität sogar übertroffen hat! Man setzte sich und dann begann es: 20 Männer in Küchenuniform kommen und platzieren einer nach dem anderen irgendwelche Speisen auf dein Bananenblatt (dein Teller sozusagen). Innerhalb von dreissig Sekunden hat man einen Berg von exotischem Essen vor sich - ob man Hunger hat oder nicht.
Apropos Essen. Was ich generell sehr zu schätzen gelernt habe ist:
Dosa mit Chuttney (kommt immer auch aufs Chuttney an)
Purri (?) mit Zucker
Roti mit süssem Mango-Pickel (so etwas wie Konfi)
Bharata - ähnlich wie Chapati - Fladenbrot
Panipurri (oder so ähnlich... eine knusprige Kugel gefüllt mit Gemüse und einer bitteren Minzsauce)
Indiescher Tee (halb Milch halb Wasser, sehr viel Gewürz und sehr viel Zucker)


Zurück zur Hochzeit: In der zweiten Halle war gestult und es hatte eine Bühne. Auf der Bühne waren irgendwelche Hindu-Gelehrte, ein Feuer, viele Blätter und Blumen, Gewürze und Hölzer, Tücher, Essen... Das Brautpaar war zeitweise auch auf der Bühne. Wurde in verschiedenen Zeremonien eingeraucht, mussten bittere Blätter kauen oder wurden mit Blumen verhängt (Die Braut tat mir teilweise Leid: Man konne ihr Gesicht schon fast nicht mehr sehen, so viel Schmuck und Blumen trug sie. Muss auch gebissen haben!)
Dann war da noch ne Musikgruppe, die immer mal wieder fremde Klänge von sich gab.
Weitere Zeremonien fanden überall in und um das Gebäude verteilt statt. Immer mal wieder musste das Brautpaar auf eine grosse Schaukel zusammen hocken und es wurde zum Beispiel farbiger Reis um sie herum geschossen oder der Bräutigam muss Geld verteilen oder es wird auf den Boden gemalt. Es hat schon alles seine Bedeutung und seinen Sinn. Ich kenne ihn einfach nicht.






Etwas merkt man schnell: In Indien existieren so viel Traditionen, dass man denkt ein Land allein könne sie nicht alle tragen!

Einer dieser Traditionen ist die Kleidung. Zur Freude vieler Gäste, welche unbedingt ein Foto mit uns haben wollten und uns mit Komplimenten überschütteten, trugen wir Mädchen Sarees und die Jungs auch irgendeine traditionelle Kluft.



Durfte also erleben, wie sich das so anfühlt einen Saree zu tragen... Das ist eigentlich ein grosses, ziemlich dekoriertes Tuch, das um einem drum gewickelt wird. South Indian Sarees sind schwer und steiff, währenddem nordindische Sarees leichter sind. Ich trug einen Südindieschen.
Es dauert etwa 15 Minuten um ihn perfekt zu drappieren und um den Körper zu wickeln... und sitzt er nicht straff, hat man das Gefühl er würde einem bei jedem Schritt vom Leib fallen.
Zum Glück ist alles gut gegangen und ich werde in der Zukunft wieder mal einen Saree tragen...

Ach ja noch etwas indisches: Die Hochzeit war nicht etwa von einem Familienangehörigen, jedoch von einer Schwester einer ehemaligen Klassenkameradin der Tochter der AFS Chennai Präsidentin. Wenn also sogar Freunde der Mütter der Klassenkameraden der Schwester eingeladen sind, ist nachvollziehbar, dass 2000 Gäste zur Hochzeit kommen.


Dieser Montag war ein Feiertag zu Ehren des Gottes Ganesha (der mit dem Elefantenkopf). Wir standen früh auf und machten 'seine Lieblingssüssigkeit' Laddu. Das sind Pingpongball grosse Bollen aus Zucker und irgendetwas ziemlich komplizierten. Schmecken auf jedenfall wie  Streuselteig. Mmmmjam! Suchtpotenzial.

Lord Ganesha steht für Weisheit und Wissen. Soweit ich's verstanden habe ist die Kurzform der Legende so: Da war dieser Elefant der sehr gescheit war. Er betete zu Gott, dass er irgendwann sein Wissen der Welt zeigen kann, denn solange er ein Elefant war konnte er ja nichts anrichten. Darauf sagten ihn die Götter. Seine Zeit würde kommen. Und sie kam auch. Und zwar war da dieser Junge der im Krieg von seinem eigenen Bater geköpft wurde. Verzweifelt wurde nach einem Kopf gesucht um ihm anzunähe, sodass er leben kann. Sie suchten und das einzige was sie fanden, war der Elefant. Also wurde dem Jungen den Elephantenkopf aufgesetz und das Wesen oder was es ist war von einer grossen Weisheit. Und deshalb wurde es nach seinem Tod ein Gott. Oder so. Wer sicher sein will, soll besser nochmal recherchieren...

Diese und die nächste Woche habe ich 'Exams' also Trimesterprüfungen. Habe also offiziell ' eine strenge Zeit'. Danach kommen Ferien 'whoop whoop!' Mit meiner Fanilie geh ich dann für 4 Tage nach Orissa, ein Ferienort am Meer.

Und auch wenn es so tönt, als hätt ich gar kein Heimweh - ich vermisse due Schweiz und meine Liebsten und das Lolibachhaus schon!

Dann will ich noch sagen, dass es für mich immer schwerer wird, in Deutsch zu schreiben. Nehmt's mir nicht so übel wenn also Satzstrukturen nicht mehr so schön sind :)